27.-30. März 2025 | Do. bis So. von 10:00-18:00 Uhr |
Leipziger Buchmesse 2025 | Halle 5, Stand H500 |
https://www.leipziger-buchmesse.de/ | Livro-Gemeinschaftsausstellung – MVB GmbH |
Vor 250 Jahren kam Goethe nach Weimar (1775). Zehn Jahre zuvor (1765) kam er zum Jura-Studium nach Leipzig und genoss in „Klein-Paris“ größere Freiheiten als noch davor im Frankfurter Elternhaus. Nun, 260 Jahre später, kam Goethes Jubiläumsbuch „Hier ist Goethe 275! – Augenblick mal in Weimar!“ nach Leipzig auf die Leipziger Buchmesse 2025. Wessen, wenn nicht Goethes … „Worte bewegen Welten“ auch auf heutigen Messen!

Nicht nur auf dem Livro-Gemeinschaftsstand staunten viele nicht schlecht und entdeckten im Gespräch und mit dem Buch in der Hand sehr viel Historisches, Humorvolles und Zufälliges. Das „herausragend“ DINA-3-große Buch wurde nicht nur in Augenschein genommen, es wurde durchweg in den höchsten Tönen gelobt, obwohl es zuvor auch durchaus kritisch geprüft wurde. Die Cartoons wurden so detailliert bestaunt, wie sie auch wirklich gezeichnet wurden. Einen Goethe, der derart „performt“, hatte man so auch außerhalb Weimars wirklich noch nicht registriert, wahrgenommen oder etwa so genormt. Vieles ist seit 1999 in der Kulturhauptstadt Weimar geschehen und mit Goethe in Weimar passiert. Den Deutungen wurde gelauscht und auch ein auf sich selbst hindeuten ausprobiert. Mit ernstem Humor wurde man auch mit widersprüchlichen Zitaten aus dem Buch konfrontiert; etwa: „Glaube nicht alles, was du nur siehst.“ (SCHUMANN, H., „R.“ / RAUCH, B., 2025, S. 49). Mit einem Lächeln wurden die unterschiedlichsten Erfahrungen, Erlebnisse und Geschichten zu Goethe vor, über und mit dem Buch untereinander ausgetauscht. Die Zeit ging allzu schnell vorüber und suchend sind sicher auch viele augenblicklich am eigentlichen Ziele vorbei gerauscht.


Neben Grafik und Text wurde das Werk auch noch ganz anders betrachtet und nicht „nur“ gedeutet. Es wurde entdeckt, gefühlt und haptisch erlebt. Angesichts des Einbands, des Halblederbands oder der Farben, ja, es lebt! Manche ertasteten mit allen Sinnen, inhalierten gar das Buch oder hörten, wie das Umblättern der großen Seiten klingt. Lieber olfaktorisch inhalierend auf sich hingedeutet als womöglich wortwörtlich auch noch ins Buch hinein gebissen. Letzteres mundet nicht, da gab es auch auf der Buchmesse anderes Leckere zur Empfehlung. Denn Kuchen erreicht Stellen, da kommen selbst mundende oder auch verbissene „Goethe 275!“-Worte nicht hin.


Die Buchmesse war für Grafiker und Autor ein einmaliges, weil auch erstmaliges Erlebnis. Goethe schreibt dazu mehr oder weniger zweifelhaft über den „Autor“ – der sich auf der Messe schon auch genau so fühlte: „Wenn in den ersten Augenblicken, da kaum ein Jüngling schreibt, Kritiken, den nahen Fall ihm prophezeien; da mag ich nicht ein Autor sein. Doch lobt man ihn nach seinen Jahren und spornt ihn an, so fortzufahren, mischt man auch gleichwohl Tadel ein, dann möchte ich gern ein Autor sein.“(GOETHE, Gedichte zweifelhaften Ursprungs, Der Autor, Vers 1-8).


Jünglinge waren und sind beide Herausgeber schon lange nicht mehr, dafür aber Buchmessen-Neulinge, unvorbelastet und mit vielen neuen Ideen. Und tatsächlich haben wir in Leipzig aus der Kulturstadt Weimar kommend, auch keinen Tadel erlebt oder erfahren. Vielleicht war obiges mitunter aber schon auch so gereimt oder war es etwa so gemein gemeint? „Spornt ihn an, sofort zu fahren!“ Nein, so haben wir das in Leipzig nicht erfahren. Gefahren sind die verbliebenen Bücher dann problemlos von der Messe wieder retour ins Thüringische. Aber stand da nicht gerade noch das Wort „Gefahren“?
Denn obwohl erfolgreich und schadlos am Ziel angekommen war die Luft wortwörtlich wirklich erst mal raus. Denn der Hinterreifen am nächsten Morgen sah luftlos vollständig platt und lustlos aus. Über welchen spitzen Begriff ist man da schon wieder achtlos drüber gefahren! Goethe dazu (GOETHE, Nachitalienisches Jahrzehnt, Xenien 1796 <330> Philosophische Annalen): „Reise behutsam, o Wahrheit, der schwarze Jakob mit seiner Bande lauert Dir auf, aber es gilt nur Dein Geld“, um nach der Messe auch die neue Bereifung freimütig zu bezahlen. Während in Leipzig noch mit Worten die Welt von Sachsen aus bewegt wurde, mit knapp 300.000 Gäste erzielte man dort auch einen neuen Besucherrekord, erlangte tags drauf eine neue Bereifung des Goethe-275-Gefährtes, die abhanden gekommene Erfüllung mit richtiger Thüringer Luft.
In Goethes Sammlung der Bücher, Schriften und Blätter schrieb er folgende Worte zwar einst für Dresden; aber für die Leipziger Buchmesse 2025 galt es so auch für uns im Sächsischen:
„Ein guter Geist ist schon genug, Du gehst zu hundert Geistern, vorüber wandelt Dir ein Zug von großen, größten Meistern. Sie grüßen alle Dich fortan als feinen Gesellen und winken freundlich Dich heran[,] Dich in den Kreis zu stellen. Du stehst und schweigst am heil’gen Ort [na ja] und möchtest gerne fragen, am Ende ist’s ein einzig Wort, was sie Dir alle sagen.“ (GOETHE, Die Sammlung von 1827, Inschriften, Denk- und Sende- Blätter, 46, An Julien, zur Dresdner Reise, V. 1-12).
DANKE!
275-PS: Im Livro-Webkatalog finden Sie uns auf S. 36.




Fotos: Bernhard Rauch und NN im Auftrag